Christus im Zürcheroberland
***Leseprobe***
Im Römer-Kastell am Pfäffikersee sind bis heute die Grundmauern der ersten Kirche im Zürcher
Oberland zu sehen. Das alte Kirchlein diente der kelto-romanischen Bevölkerung als Gotteshaus. Ab
650 wandern die Alemannen über die Römerstrasse ins Oberland ein. Um 700 erheben sich die
ersten Kirchen in den heutigen Dörfern Illnau, Dürnten und Wila. Nur wenig später folgen
Gotteshäuser in Pfäffikon, Gossau, Hinwil und Bäretswil - alle an prominenter Stätte.
Eine besondere Prägung erfährt das Zürcher Oberland durch die bäuerliche Täufer-Reformation.
Auch die Oberländer Mystiker im 18. Jh. sind eine Protestbewegung gegen die Limmatstadt. In der
Erweckungsbewegung des 19. Jh. werden allein an der oberen Töss durch den Glauben an Jesus
Christus etwa 100 Familien aus der Sucht des Alkohols gerettet. Bis 1950 weihen hunderte
Diakonissen (gelernte Krankenschwestern) Christus ihr Leben und arbeiten lebenslang um
Gotteslohn. Dies ermöglicht den Kirchgemeinden bis etwa 1970, den Dienst an Kranken und
Sterbenden kostenfrei zu organisieren. Auch durch Sonntagsschulen, engagierte Jugendarbeit oder
Telefonseelsorge ist christliche Caritas überall präsent.
Erst die Kulturrevolutionen seit 1968, ein zunehmender Wohlstand und eine verhängnisvolle Selbst-
Säkularisierung drängen die Kirchen an den Rand der öffentlichen Wahrnehmung. Nicht wenige
Kirchgemeinden im Oberland erfreuen sich bis heute über ein reges geistliches Leben mit
karitativem Akzent. Auch eine lange Reihe von Freikirchen gehört zum geistlichen Erbe unserer
Heimat. Der «Kirchentag Zürioberland» steht für eine erfreuliche Einheit der Christen beinah aller
Konfessionen.